Seriously mad but quite normal: Der richtige Preisträger?

14. Oktober 2012

Der richtige Preisträger?


Diese Woche gab die Schwedische Akademie bekannt, dass der diesjährige Literatur-Nobelpreis an den chinesischen Schriftsteller Mo Yan verliehen werden soll. Diese Tatsache wurde von der amtlichen, chinesischen Nachrichtenagentur umgehend verbreitet. Bisherige Preisträger, die aus China stammten, wurden "totgeschwiegen". Man erkennt sie nicht (mehr) als Chinesen an. Der Regimekritiker Liu Xiaobo durfte den ihm verliehenen Friedensnobelpreis nicht entgegen nehmen.

Mo Yan, der Mitglied in der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) ist, gilt als staatsnah. Regimegegner werfen ihm vor, dass er in seinen Büchern keine Kritik an Partei und Staat übe. Er gilt somit als "Schreiber des Staates", d. h. er wird von seinen Gegnern als Literat nicht ernstgenommen und anerkannt.

Ich gebe zu, (noch) kein einziges Buch von Mo Yan gelesen zu haben, halte die Vorwürfe jedoch gleichwohl für falsch. Wie auch immer sein ganz persönliches Verhältnis zur Staats- und Parteiführung sein mag, muss man doch anerkennen, dass er als Schriftsteller nicht allein schon "qua Beruf" dazu verpflichtet ist, sich in seinen Werken politisch zu positionieren. Und selbst wenn er es täte, hätte er - wie jeder andere auch - ein Recht darauf, SEINE Meinung zu äussern, auch wenn sie der Meinung seiner Gegner diametral gegenüberstünde. Ja, er hat ein Recht darauf, auch eine völlig falsche, für uns abwegige, einem Unterdrückungsregime zugeneigte Meinung zu haben, und diese eben zu äussern oder zu verschweigen. 

Wenn wir Menschen - auch als Sympathisanten und/oder Mitläufern in einem Unrechtsstaat - ihre politische Meinung verbieten wollten, so stellten wir uns mit diesen Regimes auf eine Stufe. Dann wären wir politisch genauso hart und unduldsam wie jene, denen wir eben das vorwerfen.

Davon unberührt bleibt die Verantwortung des Einzelnen, der in diesen Staaten auf Seiten des Regimes verbrecherisch handelt und die Rechte seiner Mitmenschen als Mittäter verletzt. Dafür kann, soll und muss er - sobald das möglich und durchsetzbar ist - vor ein ordentliches, international anerkanntes Tribunal gestellt und dort be- und eventuell verurteilt werden. 

Bis dahin bleibt er Bürger dieser Welt, Angehöriger eines Staates in der Weltgemeinschaft - mit allen damit gemäß der UN-Charta verbundenen Rechten. Die Freiheit sowie die Rechte, die wir für uns beanspruchen, müssen auch für Mo Yan gelten. Und ob er ein ernstzunehmender Literat ist oder nicht, hat mit dieser Tatsache nun absolut nichts zu tun.

© drago

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