Seriously mad but quite normal: On the dark wings of Death

24. Oktober 2012

On the dark wings of Death


Lautlos naht die räuberische Chimäre
und alles, was sie will, ist
Leben zu stehlen.
In ihr vereinigen sich
das blitzartig-lautlose Zuschlagen der Eule
und die Erbarmungslosigkeit des Bären.


Ehe man recht begreift, was geschieht,
hat sie bereits ein Leben gepackt und verschwindet.
Sie verrichtet ihre Arbeit mit höchster Präzision.
Mitleid, Nachsicht, Erbarmen, Liebe -
das sind Fremdwörter, deren Sinn
ihr nicht im Geringsten einleuchtet.
Auch ist ihr unbegreiflich,
warum wir Leben so unterschiedlich bewerten.


Was bedeutet es ihr denn schon, 
dass der neunzigjährige Kranke meint,
ohnehin schon viel zu lange zu leben.
Und sie versteht absolut nicht, 
was uns am Tod
eines neunzehnjährigen Mädchens
so unzeitgemäß früh erscheint.


Derlei Klassifizierungen
hat sie nicht zu berücksichtigen.
Ihr wurden ganz eindeutige Instruktionen erteilt.
Was sie, - eine gehorsame, treue Dienerin, -
ausführt, geschieht immer auf Anordnung
von allerhöchster Stelle.
Sie ist nur Exekutivorgan.


Und wenn ihr ein neuer Name genannt wird,
macht sie sich auf, das Leben zu pflücken.
Auf den dunklen Schwingen des Todes
wird es fortgetragen, 
- ohne Gruß und ohne Gnade.


Wer weiß, wohin der Flug geht?
Aber es gibt keine Tickets zurück.


© drago 1997

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