Friedlich liegt bei Haithabu
im Grase eine junge Kuh.
Sie kaut erneut - das tut sie gerne -
eine Portion von der Luzerne.
Die mag sie lieber noch als Gras;
dies Futter, meint sie, habe was.
Daneben steht ihr kleines Kälbchen,
sieht fröhlich sinnend nach den Schwälbchen,
die blitzschnell durch die Lüfte rasen,
dieweil die Tiere ruhig grasen.
Da plötzlich springt ein Fuchs empor
und ruft dem Kälbchen "Buh!" ins Ohr.
Dann rennt er, was er rennen kann,
über den Klee in Richtung Tann.
Das Kalb springt aufgeschreckt zur Seite,
und rammt dabei auf ganzer Breite
die ält're Schwester seiner Mutter.
Die verschluckt sich prompt am Futter,
hustet, und rast mit lautem Schrei
an einem Schaf im Schlaf vorbei.
Das fährt aus seinen süßen Träumen
hoch (es träumt' von Mandelbäumen),
und weil man grob es weckte auf,
hüpft es davon in schnellem Lauf,
stößt dabei eine Ziege nieder,
was jenem Tiere höchst zuwider.
Es rennt mit Meckern und mit Schrei'n
Fuchs, Kuh und Schäfchen hinterdrein.
Das Kälbchen steht nur da mit Staunen
ob dieser vielen Läuferlaunen.
Es sitzt ein Kauz still in der Eibe
(er träumt von süßem Zeitvertreibe!)
und sieht, noch halb im Mittagsschlaf,
zunächst die Ziege, dann das Schaf,
dann Kuh und Fuchs in wildem Hetzen
waldaufwärts übers Gras hinfetzen.
Drauf denkt er: "Warum die bloß rennen,
anstatt wie unsereins zu pennen,
versteh' ich nicht!" Worauf er heiter
in Schlummer wieder sinkt. Doch weiter
- und das ist nun zum Federnraufen -
träumt er ab jetzt nur noch vom Laufen.
Als Folge nun von diesem Traum
sinkt der Kauz erschöpft vom Baum.
Er hat - und das aus tiefstem Herzen -
genug von dieses Fuchses Scherzen.
Und jenem Kauze stimmen zu:
Ziege, Schaf und Kalb und Kuh.
Ja, selbst der Fuchs sieht (grinsend) ein:
"Dieser Spaß war fuchsgemein!"
Es ist dem Kauze anzuseh'n:
Er wär' jetzt lieber in Athen.
© drago 2014