Seriously mad but quite normal: Denke positiv!

2. Februar 2013

Denke positiv!


Kaum ein Thema ist so häufig falsch interpretiert, wie das positive Denken. Vielleicht sollte man auch eher vom "richtigen Denken" sprechen. Üblicherweise wird das "Positive Denken" mit einem völlig undifferenzierten, tumben Optimismus gleichgesetzt. Egal, was da auch kommen mag, soll wohl ein dümmliches Grinsen und ein ebensolches, autosuggestives Wiederholen des Satzes - "Ich denke positiv; alles wird gut!" - ausreichend sein, um das Leben erfolgreich und glücklich auf die Reihe zu kriegen. Selten habe ich größeren Blödsinn gehört.

Optimismus ist nur ein Euphemismus für einen eklatanten Mangel an Informationen. In der Regel ist die optimistische Haltung grundlos, und der Optimist ist ebenso häufig ein Unverbesserlicher, also behandlungs-, beratungs- und therapieresistent. Oft heißt es von ihm, dass er eben das Gute sehe. Das Problem ist, dass er NUR das Gute sieht und auch sehen will, dass er das Ungute oder Schlechte schlicht ignoriert oder verdrängt. Er ist eigentlich ein durch und durch pathologischer Fall, aber die Sympathien sind eindeutig auf seiner Seite.

Der Gegenpart, der kluge Pessimist, wird meist als ein "Miesepeter vom Dienst" dargestellt, der überall nur das Schlechte sieht. Und dabei stimmt gerade das nicht. Er ist nicht einfach nur "das Gegenteil" des Optimisten, sondern er ist bereit, alle Facetten, Bereiche, Möglichkeiten, aber eben auch Gefahren und Unmöglichkeiten in sein Blickfeld zu nehmen, um seine Haltung und seine Handlungen darauf abzustimmen.

Nehmen wir zur Verdeutlichung ein einfaches Beispiel:

Stellen Sie sich folgende Szenerie vor: Eine warme Sommernacht am Meer. Auf einer Bank sitzen ein Optimist und ein Pessimist und betrachten den Nachthimmel. Plötzlich sieht man eine Sternschnuppe. Was sind die Folgen? 

Der Optimist gerät gedanklich ins Schwärmen: "Oh, eine Sternschnuppe! Ich darf mir etwas wünschen ...." Und schon rasen seine Gedanken geradewegs in die Utopie. Da malt er sich nun aus, was aus seinem Wunsch alles kommen wird - "Lotto-Jackpot, Villa, Ferrari, die vollbusige Schauspielerin .....!" Selbst einem minderbegabten, aber mit halbwegs gesundem Verstand ausgestatteten Menschen wird klar sein, dass hier eine Enttäuschung so gut wie unvermeidlich ist, da die Wahscheinlichkeit der Wunscherfüllung so minimal ist, dass man daran keinen einzigen Gedanken verschwenden sollte.

Ganz anders der Pessimist. Er wird besorgt denken "Oh, hoffentlich trifft mich das Teil nicht!", wird aufstehen und sich zwei Bänke weiter wieder hinsetzen.

Nun werden Sie sagen: "Na, dessen Gedanken sind ja auch Humbug! Auch ein völlig unwahrscheinliches Zeug." Aber ist das auch so? Unsere Erde wird täglich zigtausendfach von Gesteinsbrocken aus dem Weltall getroffen. Eine erkleckliche Zahl davon verglüht nicht in der Atmosphäre, sondern erreicht durchaus den Erdboden. Die Wahrscheinlichkeit ist im Vergleich also ganz eindeutig aufseiten des Pessimisten

Nun, spielen wir unser Beispiel gedanklich zu Ende: 
Der Optimist träumt bereits vom Lotto-Jackpot etc., hat aber eventuell noch nicht einmal einen Tippschein abgegeben. Selbst wenn er es in der Folge tut, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass er den Jackpot holt, jenseits einer Chance von etwa 140 000 000 : 1 ! Die Wahrscheinlichkeit lassen wir ausser acht. Nehmen wir an, unser Optimist gewinnt tatsächlich. Bei seinem Hang zu riskantem Verhalten aufgrund seines Optimismus' ist davon auszugehen, dass er das Geld verjubeln, riskant und ungesund leben wird. Der Pessimist bleibt in seinem Leben davon völlig unberührt.

Der Pessimist ist also aufgestanden und hat sich in ein paar hundert Metern Entfernung wieder niedergelassen. Auch wenn in diesem Fall die Wahrscheinlichkeit zwar deutlich höher sein mag, als beim Lottogewinn, so wollen wir auch sie ausser Acht lassen. Der ziegelsteingroße Meteorit trifft glühend und pfeifend auf die Bank und tötet den Optimisten. Der Pessimist hatte in diesem Fall "positiv" - also richtig! - gedacht und wird die Geschichte überleben. Dass das Leben des Optimisten davon völlig "unberührt" blieb, kann man auf keinen Fall behaupten.

Der Klügere, der positiv (also: richtig) Denkende, hat das bessere Los gezogen. Er hat erkannt, dass er nicht genügend Informationen besitzt, und hat das zum Anlass genommen, gewisse Vorkehrungen zu treffen, auf die der Optimist vielleicht auch hätte kommen können, was er aber aufgrund seiner unbegründet sorglosen Grundhaltung unterlassen hat.

Darum: 
Denken Sie positiv! - Denken Sie richtig! - Seien Sie auf alles gefasst!
Pessimisten leben länger!



© drago 2013

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