Seriously mad but quite normal: Oktober 2016

15. Oktober 2016

Übergang



Das Licht des Abends ist schon schwach,

ich bin, ach nein, ich scheine wach.

Das Aug' genießt dies Dämmerlicht,

Aufmerksamkeit zerfasert, bricht ...


Der Blick schweift ziellos hin und her,

erfasst das meiste gar nicht mehr.

Worte wabern an mein Ohr,

doch geht kein Sinn daraus hervor.


Die Sinne scheinen in der Schwebe.

Ich weiß nicht, ob ich sterbe, lebe ...

Bewußtsein löst sich leis' vom Leibe,

ich fliege fort, obwohl ich bleibe.


Und sanft verlässt mein Geist den Hafen, -

ich bin einfach eingeschlafen.


© drago 2016





14. Oktober 2016

Letter into the Beyond


Liebe Christine,

gestern habe ich sehr viel an Dich gedacht. Du gingst mir quasi nicht aus dem Kopf. Und das hatte auch seinen guten Grund:

Gestern war Dein zwanzigster Todestag!

Unglaublich. Du bist jetzt schon länger tot, als Du leben durftest. Nie vergesse ich diesen 12. Oktober 1996! Als abends um 21:30h plötzlich die Polizei an der Tür klingelte, und die Beamten baten, eintreten zu dürfen, da sie die Sache nicht an der Tür mit uns  bereden wollten. Und dann die Mitteilung, dass Du sehr schwer verletzt im Krankenhaus lägest. Wir sind sofort in diese Klinik in der Nachbarstadt gefahren. Aber man sagte uns, Du seist noch im OP, wir müssten warten. Der Arzt käme dann auf uns zu. Und so warteten wir. Es waren knapp zwei Stunden, schreckliche Stunden.

Als ich den Arzt kommen sah, wusste ich, dass es noch schlimmer war, als ich erwartet hatte. Er sagte uns mit müder Stimme: "Das Mädchen lebt noch, aber es ist so gut wie tot. Ich habe 6 Stunden operiert, obwohl mir klar war, dass es sinnlos ist. Doch ich konnte nicht anders; meine Tochter ist genauso alt ..."

Und dann begann er Deine Verletzungen aufzuzählen. Es war furchtbar, sich vorzustellen, was das mit Deinem zarten Körper gemacht hat. Das hätte vermutlich gereicht, einen Ochsen zu töten.

Auf unsere Frage, ob wir Dich sehen dürften, meinte er, wir sollten den Leuten auf der Intensivstation noch ein wenig Zeit lassen, Dich herzurichten. Die haben sich enorm viel Zeit genommen. Wir hatten den Eindruck, sie wollten uns hinhalten, um uns den Anblick zu ersparen. Der Krankenhausgeistliche hat dann einfach die Initiative ergriffen, und uns mit hineingenommen ...

Und da lagst Du. Schön, strahlend schön. Und so friedlich, beinahe lächelnd. Als würdest Du nur schlafen. Aber wir wussten alle, dass es ein Abschied auf lange, lange Zeit werden würde ...

Wir haben an Deinem Bett gebetet, - und Abschied genommen ...
Nach etwa einer halben Stunde sind wir dann still und wie benommen gegangen, um nach Hause zu fahren. Als wir bereits im Aufzug waren, eilte uns eine Krankenschwester nach; Du warst gerade eben gestorben ....

Es war der 13. Oktober 1996, kurz nach 3 Uhr morgens. 

Es sind also jetzt 20 Jahre vergangen. Bei Deinem Tod warst Du 19 Jahre alt. Wie gesagt, Du bist länger tot, als Du lebtest. Aber eins bist Du mit Sicherheit nicht: Vergessen! Ich habe oft an Dich gedacht. Und gestern ganz besonders.

Menschen, die man liebt, vergisst man eben nicht! Ich grüße Dich von ganzem Herzen, wo immer Du auch sein magst!

© drago 2016

2. Oktober 2016

Ergebnis

meiner Allerliebsten gewidmet



Tagtäglich fühl' ich mich, als wär' ich neu geboren,

seit ich mein Herze, Sinn und Sein an Dich verloren.

Und immer neu will ich mein Innerstes Dir geben,

Du meine Liebe, Du mein ganzes Leben!



© drago 2016