Seriously mad but quite normal: Ein komischer Vogel ...... oder auch Mit Einschränkungen

15. August 2013

Ein komischer Vogel ...... oder auch Mit Einschränkungen

  
Starenfeld hat jetzt zugegeben,
dass er seinerzeit in Berg-Weissenstein nachts
mehrmals laut aus dem Fenster gerufen habe:
"Ein Stück weit - ja!"
Ganz laut und unter großem körperlichen Einsatz
habe er, so Starenfeld, immer wieder 
aus dem Fenster in den Hof hinausgerufen
"Ein Stück weit - ja! Aber nur ein Stück weit!",
um damit sehr klar werden zu lassen,
dass er, Starenfeld,
in der Sache zwar grundsätzlich zustimme,
aber eben nur ein Stück weit, 
doch eben nicht uneingeschränkt,
wie sich seiner, Starenfelds, Argumentation
habe unschwer entnehmen lassen.
Auf diese Weise habe er,
wie Starenfeld angibt,
auch seinen Protest artikulieren wollen.
Er sei,
so Starenfeld wörtlich,
keineswegs gegen Neuerungen im Allgemeinen,
habe aber in diesem speziellen Falle,
wie er, Starenfeld, betonen möchte,
dem eben nur partiell
- ein Stück weit also -
zustimmen können, da es ihm,
so Starenfeld mit allem Nachdruck,
in einigen Punkten deutlich
über das für ihn, Starenfeld, erträgliche Maß
ohne Frage hinaus- und ihm ausserdem
wider die Natur gegangen sei.
Starenfeld gibt an, man hätte ihm, 
als er dies damals geäussert habe,
ein bedingungsloses Bekenntnis zur Natur  
schonungslos abgepresst, indem man
darauf verwies, unterschwellig versteht sich,
dass er ohne dieses Bekenntnis
ein Stück weit untragbar wäre. 
Da man seinerzeit seine Einwände 
- das möchte er, so Starenfeld, 
besonders hervorheben, - nicht hinreichend
berücksichtigt habe, ohne sie, 
wie  Starenfeld angibt, einer hinreichend 
gewissenhaften Prüfung zu unterziehen,
sei er, wie Starenfeld wortwörtlich sagt,
gezwungen gewesen,
er sei ein Stück weit gezwungen gewesen,
zu nächtlicher Stunde
zu solch drastischen Mitteln
des Ausdrucks zu greifen.
Starenfeld will aber festgehalten wissen,
dass sich die Situation heute,
wie jedermann wisse und erkennen könne,
nach seiner, Starenfelds, bescheidener Meinung
elementar geändert habe,
so dass er,
wie Starenfeld betont,
jetzt anderer Ansicht sei,
und somit seinen nächtlichen Ruf von damals
nicht nur nicht wiederholen könne,
sondern angesichts der Lage, so Starenfeld,
diesem sogar klar widersprechen müsse.
Das sei er, wie Starenfeld sagt,
ein Stück weit 
seiner persönlichen Integrität schuldig. 
   


© drago 2013

In Memoriam Hanns Dieter Hüsch (1925 - 2005)

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