Seriously mad but quite normal: Schlägt's jetzt dreizehn?

10. August 2013

Schlägt's jetzt dreizehn?

oder

Ein Jahr seltsamer, doch bedenkenswerter Tage

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Ich habe einmal darüber nachgedacht, was es wohl in diesem Jahr an Tagen zum Nachdenken gibt. Da bin ich vielfältig fündig geworden. Aber ich möchte nur ein paar Dinge, die mir wichtig erscheinen, in diesem Post aufzeigen. Und die Ereignisse sind keineswegs positiv. Trotzdem sind es Dinge, die man nicht einfach leichtfertig vergessen und "abhaken" sollte.

1813

Vor 200 Jahren kam es bei Leipzig zur sogenannten "Völkerschlacht". Die vereinten Armeen von Russland, Preussen, Österreich und Schweden fügten in der bis dahin größten Schlacht der Geschichte Napoleon die entscheidende Niederlage zu. Von den 600.000 an der Schlacht beteiligten Soldaten werden 92.000 getötet oder verwundet.

1923

In München kommt es zum Hitler-Ludendorff-Putsch und zum "Marsch auf die Feldherrnhalle", der aber kurzerhand beendet wird. Die Nationalsozialisten haben hier erstmals versucht, die Macht im Deutschen Reich zu übernehmen. Damals zum Glück noch ohne Erfolg. Leider wurden die Beteiligten dafür nur sehr, sehr milde bestraft.

1933

Nur etwas mehr als neun Jahre später ist es soweit. Reichspräsident Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler. In der Folge übernehmen die Nazis nach und nach rücksichtslos die Macht im Reich. Mit dem Ermächtigungsgesetz, dem alle Parteien ausser der SPD zustimmten, wurde die Republik abgeschafft. Der nationalsozialistische Terror konnte sich fortan ungehindert entfalten; er sollte Deutschland letztlich in den Abgrund reissen. 

1943

In seiner berüchtigten Rede im Berliner Sportpalast fordert Joseph Goebbels, der Propagandaminister der Nazis, von den Deutschen das "Einverständnis" und die Bereitschaft zum "totalen Krieg". 
An der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität werden bei der Verteilung von regierungsfeindlichen Flugblättern die Geschwister Hans und Sophie Scholl vom Hausmeister überrascht und bei der Gestapo denunziert. Nur vier Tage später wurden sie vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag mit der Guillotine enthauptet.
Im Warschauer Ghetto erhoben sich die dort in einer unvorstellbaren Weise eingepferchten Juden zu einem Aufstand  gegen ihren Abtransport in die von den Nazis eingerichteten Vernichtungslager im besetzten Polen. Die völlig unzureichend bewaffneten Kämpfer leisteten den Truppen der verbrecherischen SS über einige Wochen heldenhaft Widerstand. Deren Befehlshaber musste letztlich das ganze Stadtviertel niederbrennen, um die letzten Widerstandsnester unter Kontrolle zu bekommen. Es starben etwa 12.000 Menschen, danach wurden ca. 30.000 erschossen und weitere Tausende in Vernichtungslager deportiert. In Warschau lebten zu Beginn des Krieges etwa 360.000 Juden; nur etwa 6000 überlebten die fünfeinhalb Jahre Nazi-Terror. Im selben Jahr fanden auch in den Städten L'viv, Czestochowa, Bedzin und Bialystok Aufstände von Juden statt. In der letztgenannten mussten Artillerie und Luftwaffe zu Hilfe gerufen werden, um dem Aufstand Herr zu werden. Auch in den bekannten beiden Vernichtungslagern Treblinka und Sobibor fanden Erhebungen und damit verbunden Massenfluchten statt.
In den Kesseln bei Stalingrad kapitulierte ebenfalls in diesem Jahr Generalfeldmarschall Paulus mit seiner eingekesselten 6. Armee und ging in Gefangenschaft. Die Schlacht um Stalingrad wird vielfach der Wende-punkt des Krieges genannt.
Die deutsche Wehrmacht, die gerne behauptete, sie wäre in diesem Krieg "sauber" geblieben, richtete in diesem Jahr ein Massaker in Kefalonia an. Dort wurden zwischen 4.000 und 5.300 italienische Kriegsgefangene durch deutsche Gebirgsjäger, die die Insel nach der Kapitulation Italiens besetzt hatten, erschossen. 
Aus Rache für die Erschießung von Geiseln durch Partisanen ermordeten Angehörige der Wehrmacht (ebenfalls 1943) die männlichen Bewohner des Ortes Kalavryta in Griechenland. Es waren 650 Opfer in der kleinen 2.000-Einwohner-Stadt zu beklagen.

1953

Im März des Jahres starb in Kunzewo bei Moskau der Parteichef der KPdSU, der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare (Regierungschef), der Vorsitzende des Ministerrates der UdSSR, im Krieg (1941-1945) auch Oberster Befehlshaber (Generalissimus) der Roten Armee, Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili genannt Stalin. Er zählt neben Adolf Hitler und Mao Zedong zu den Diktatoren des 20. Jahrhunderts, die für die meisten Toten durch Krieg, systematische Verfolgung und Mord, landwirtschaftliche Fehlplanungen usw., verantwortlich sind. Dieses Ereignis könnte man als "positiv" bezeichnen.
Im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands wurde der Arbeiteraufstand durch die Besatzungsarmee blutig niedergeschlagen. Viele Menschen, nicht nur Arbeiter, hatten sich an Streiks, Demonstrationen und Protesten beteiligt, um gegen die unrealistischen Arbeitsnormen und Fehler der DDR-Staats- und Parteiführung aufzustehen. Der 17. Juni war daraufhin in der Bundesrepublik von 1954 bis 1990 als "Tag der deutschen Einheit" nationaler Feiertag.

1948

Die sowjetischen Besatzungstruppen riegelten auf Befehl aus Moskau alle Zufahrtswege nach Berlin ab; die Berlin-Blockade begann. Um die amerikanischen, britischen und französischen Truppen im Westteil der Stadt, sowie die gesamte Stadtbevölkerung zu ernähren und zu versorgen, richteten die West-Alliierten die sogenannte "Luftbrücke" ein. Auslöser war die einseitig durchgeführte Währungsreform, bei der die westdeutsche D-Mark auch in West-Berlin  eingeführt wurde.

1963

Der amerikanische Präsident John Fitzgerald Kennedy besucht zum 15. Jahrestag der "Berliner Luftbrücke" die seit 1961 von einer Mauer umgebene Stadt. Er hält vor dem Schöneberger Rathaus seine berühmte Rede, die er mit dem unvergesslichen Satz "Ich bin ein Berliner!" beendet. Nur etwa 4 Monate später wird er in Dallas, Texas, ermordet. Die Umstände der Ermordung sind bis heute ungeklärt und umstritten.

1973

In Chile putscht, unter maßgeblicher Förderung der USA, General Augusto Pinochet gegen den demokratisch gewählten, sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, der daraufhin Selbstmord beging. Pinochet regierte Chile völlig diktatorisch bis 1990. Es kam zu unzähligen Menschenrechtsverletzungen, wie etwa mehreren Tausend Ermordeten, Zehntausenden von Folteropfern, sowie einer hohen Zahl gewaltsam "verschwundener" Chilenen.
Nur einen Monat später überfallen Ägypten und Syrien Israel auf dem Sinai und dem Golan. Da der gemeinsame Angriff am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur stattfand, wird die Auseinandersetzung auch Jom-Kippur-Krieg genannt. Die überraschte israelische Armee konnte nach anfänglichen Erfolgen der Angreifer jedoch das Blatt wenden. Die syrische Armee wurde vernichtend geschlagen und bis 32 km vor Damaskus zurück gedrängt. Auf dem Sinai brachen die israelischen Streitkräfte zwischen zwei ägyptischen Armeen durch, überschritten den Suez-Kanal, kesselten eine ganze ägyptische Armee ein,  und standen 120 km vor Kairo, bevor nach nur drei Wochen Krieg der UN-Waffenstillstand in Kraft trat. In dieser Auseinandersetzung, wie auch in den vorhergehenden Kriegen zwischen Israel und seinen Nachbarn, kam es auf allen Seiten zu bis heute nicht restlos aufgearbeiteten Kriegsverbrechen.
In diesem Jahre wurde auch ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Nordvietnam und den USA geschlossen. Die Vereinigten Staaten ziehen alle Truppen aus Vietnam zurück. 

Wahrscheinlich hat es auch viele positive Dinge in der Welt gegeben. Aber der guten Ereignisse erinnert man sich ohnehin gern. Die negativen Geschichten will man verdrängen. Und an sie möchte ich erinnern. 



© drago 2013 

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