Seriously mad but quite normal: Erleichterung

27. Februar 2015

Erleichterung

                                             

Man ist ja nicht durchgehend gesund. Ich auch nicht. Aber mein Arzt wusste zu helfen. Und verschrieb mir Tabletten. Die sollte ich nehmen, dann würde alles irgendwie besser werden. Wenn ich ihn denn richtig verstanden habe. Gut. Ich also in die Apotheke. Fragt mich dieser Pillendealer doch tatsächlich, ob mir der Arzt gesagt hätte, wie ich das Medikament nehmen solle. Ich antwortete wahrheitsgemäß: "Äh, also nein, aber da es sich nicht um Zäpfchen handelt, gehe ich davon aus, dass ich das Zeug in meine Schnute schieben und mit ein paar Bier runterspülen soll!" Das mit dem Bier sollte ein Scherz sein, aber dieser Pharmazeutendarsteller schien humorlos zu sein. Er setzte zu einem hochgelahrten Vortrag über das extrem negative Zusammenwirken von Alkohol und Medikamenten an. Aber ich meinte vorsorglich: "Lass stecken, Kumpel, ich weiß schon Bescheid!" Sein Blick wurde besorgniserregend dämlich, sodass ich mir die Pillenschachtel schnappte, zahlte und den öde langweiligen Laden verliess. 

Daheim öffnete ich die Wundertüte und stellte erfreut fest, dass die Tabletten in einem zarten Lachsrosa, einer der aktuellen Modefarben, gehalten waren. Mit in der Schachtel war eine x-fach zusammengefaltete Minizeitung, die sich Beipackzettel nannte, wobei ich mich fragte, wer wohl dieses "Beipack" sei. Nun gut. Ich begann zu lesen. Aber keinerlei News, sondern nur Gefasel über Inhaltsstoffe, Wie und Warum der Einnahme, sowie - und hier war meine Neugier geweckt - über Nebenwirkungen. Wieder rätselte ich, wie das Zeug wohl so neben mir wirken würde, - aber gut, sollte mir egal sein ... 

Da stand, was man häufig beobachten würde. Also zum Beispiel "Hautrötungen". Es gibt schon seltsame Leute! Ich für meinen Teil beobachte Hautrötungen äusserst selten, weil die todlangweilig sind und es kaum richtig Action gibt. Ist wohl Geschmacksache. Die haben da jede Menge Zeug beobachtet, häufig, gelegentlich und selten. War also eine Zeitung für recht seltsame Typen. Sehr selten, so stand da, würden "Halluzinationen" auftreten. Ich habe keinen Schimmer, was das für Nationen sind. Liegt wohl daran, dass die eben sehr selten sind. Ich warf das Schnarchblatt in den Papiermüll und die erste Lage Pillen ein. Irgendwie merkte ich gar nichts. Aber der Doc hatte schon gesagt, ich solle keine Wunder erwarten. Vermutlich war er nicht katholisch. 

Insgesamt lässt sich sagen, dass ich mich - trotz oder wegen der lachsrosa Apothekenchips - mit der Zeit immer besser fühlte. Das Einzige, das mich extrem störte, war dieser echt ekelhaft gutgelaunte, grüne Plüschelefant, der mir auf Schritt und Tritt folgte, und mich mit dämlichen Tipps wie "Was lange gärt, ist nicht aus Blut!" unendlich langweilte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das einer von diesem "Beipack" war; eine absolut widerliche Bande. Und doch, ich habe keinerlei Nebenwirkungen bemerkt. Diese alten Zeitungsfritzen haben wohl ziemlich geflunkert. 

                   

© drago 2015 

1 Kommentar:

  1. Jawoll. Bei einer solchen Lektüre kann ich richtig laut lachen! Klasse!

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