Seriously mad but quite normal: Weird Visit at Night

8. November 2012

Weird Visit at Night




Was war das eben? - Ich war verwirrt hochgeschreckt. Da war irgendein Geräusch gewesen, das durch die Watte meines Schlafes gedrungen war und mich weckte. Nun lauschte ich hinaus in die Nacht. Da - leise Schritte! Oder hatte ich mich getäuscht? Angestrengt liess ich meinen Hörsinn die Umgebung abscannen. Schon wieder Schritte! Diesmal ein klein wenig deutlicher zu vernehmen. Und wieder war es minutenlang still. Ich begann mich etwas zu beruhigen. Aber was war das? Da wurde eindeutig eine Tür geöffnet. Suchte da jemand das Haus ab? Was suchte er? Was hatte der Unbekannte vor? Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich wagte nicht mehr, mich zu bewegen. Und ich musste mich zwingen, weiter zu atmen. Mein Puls beschleunigte immer mehr. Erneut das Geräusch einer sich leise schliessenden Türe, dann gedämpfte Schritte auf dem Flur. Sie kamen näher. Ich hielt den Atem an. Und wieder wurde eine Tür auf- und gleich wieder zugemacht. Offenbar direkt im Zimmer neben mir. Suchte dieser nächtliche Besucher etwas oder - jemanden? Denn ganz offensichtlich schlich er von Zimmer zu Zimmer. Da die Besuche in den einzelnen Räumen bisher relativ kurz gewesen waren, nahm ich an, dass er noch nicht das entdeckt hatte, was er suchte. Meine innere Anspannung stieg dadurch fast ins Unermessliche. Auch im Raum nebenan hatte sich der Besucher nur kurz aufgehalten. Ich überlegte, ob ich mich irgendwo verstecken sollte. Aber wo? Im Schrank oder unter dem Bett!? Doch da würde bestimmt zu allererst nachgesehen. Ich hörte nun die Tür zum Zimmer direkt gegenüber gehen. Wenn er auch dort nicht fand, was oder wen er suchte, dann wäre mein Zimmer als nächstes dran. 

Von der anderen Seite nebenan hörte ich Jack Goldman röhrend schnarchen. Das war wieder typisch. Jack könnte man vermutlich im Schlaf spazieren tragen und an einen Baum lehnen, ohne dass er auch nur das Geringste mitbekäme. Jack schlief nicht, das grenzte an Bewusstlosigkeit. Bis auf sein extrem lautes Schnarchen. Wir hatten uns vorgestern erst kennengelernt und dann festgestellt, dass unsere Zimmer nebeneinander lagen. 

Meine Gedanken versiegten, als ich nun von gegenüber ganz gedämpft leise Stimmen hörte. Der Kerl war also gar nicht alleine?! Was sollte ich tun? Das Licht anschalten, aufstehen und die Polizei rufen. Meine Angst machte mich unfähig, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn eine vernünftige Entscheidung zu fällen. Da - die Tür gegenüber wurde wieder geöffnet und leise ins Schloss gezogen. Nein - nicht ins Schloss gezogen, sondern mit der Klinke geschlossen, um Geräusche zu vermeiden. Der oder die Kerle wollten nicht gehört werden. Doch was war jetzt? Keine Schritte. Waren die stehen geblieben? Oder lauschten sie auch, weil sie irgendwo etwas gehört hatten, und nicht gestört oder überrascht werden wollten. Ich zog mir die Bettdecke übers Kinn. Zitternd lag ich im Bett, unfähig auch nur einen Muskel zu bewegen. Jetzt! Die Schritte kamen leise näher. Durch das Flurlicht konnte ich den Schatten auf dem Boden unter dem Türspalt wahrnehmen. Er stand unmittelbar vor meiner Zimmertür - und zögerte offenbar. Dann vernahm ich ein metallisch klingendes Geräusch. Hatte der unheimliche Besucher eine Waffe gezogen? Oh mein Gott, und jetzt bewegte sich die Türklinke! Meine Angst dehnte die Zeit. Alles nahm ich wie in Zeitlupe wahr. Vielleicht war mein Leben in wenigen Augenblicken zu Ende. Im Stillen begann ich vollkommen wortlos zu beten - Bitte! Bitte!! Bitte!!! - BITTE!!!!! 

Und schon wurde die  Tür geöffnet, das gedämpfte Licht des Flures fiel ins Zimmer. Die Wandlampe wurde angeknipst und eine Stimme sagte leise und verhalten: 
"Guten Abend, ich bin Sarah, - ihre eingeteilte Nachtschwester von heute. Mr. Dunn, brauchen Sie noch irgendetwas - Schmerzmittel, was zum Schlafen?" - Ich schüttelte nur stumm den Kopf. 

Mit einem fröhlich-leisen - "Na, dann eine gute Nacht!" - wurde das Licht gelöscht und die Tür leise wieder geschlossen. Mein Puls konnte sich gestatten, wieder zu sinken. Vielleicht sollte ich in Zukunft einfach weniger Thriller lesen.

© drago 2012



1 Kommentar:

  1. Spannend bis zum Schluss und ein unerwartetes Ende, was will man mehr...
    Top!

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