Seriously mad but quite normal: Herbstgedanken

16. September 2013

Herbstgedanken



Die Sonne lugt verschämt 
durch die ziehenden Wolken, 
um den fallenden Blättern 
auf ihrem Weg nach unten 
ein wenig zu leuchten. 

Auch der Septemberwind 
hat sofort seine Hilfe angeboten. 
Er will ihnen ein letztes Mal 
etwas Spaß verschaffen, 
sie umherwirbeln und munter 
durch die Gegend tragen. 

Nur der Baum ist traurig, 
weil er sich ohne die Blätter, 
die er so lang und fleissig nährte, 
einsam und ein bisschen nackt fühlt. 

Den Blättern ist ihre plötzliche Buntheit, die sich  
 anfänglich leicht starr anfühlte, zu Kopf gestiegen. 
Mit einem lautlos-fröhlichen Kreischen, 
das vom allgegenwärtigen Geraschel übertönt wird, 
lassen sie sich vom Winde mitreissen, 
erfreuen sich daran, dass der Glanz der Sonne 
ihre eigenen Farben leuchten lässt, 
dabei nicht gewahr werdend, 
dass sie ihrem Tode entgegensinken. 

Die Sonne geht in ihrem Strahlen so sehr auf, 
dass solche Kleinigkeiten sie nicht kümmern. 
Der Wind sagt dazu nichts, weil er auch 
mit den toten Blättern noch seinen 
Schabernack treiben will. 
Und der Baum weiß, dass jedes Wort 
sowieso umsonst wäre. 

Er denkt bereits an den nächsten, 
den unweigerlich kommenden Frühling.  



© drago 2013

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