Seriously mad but quite normal: Freudiges Ereignis

13. Februar 2014

Freudiges Ereignis


Manchmal birgt das Leben unerwartete Freuden. Gestern erreichte mich eine Nachricht von Bekannten, die mein Herz höher schlagen liess. Es ist mir endlich gelungen, zu erfahren, wo mein lieber und geschätzter Therapeut geblieben ist. Er war ja letztes Jahr, kurz nach dem ich ihn besucht hatte, aus seinem Haus in Südengland verschwunden. Die englische Polizei ging lange von einem Gewaltverbrechen aus. Auch ich hatte Besuch von der Polizei. Nun steht fest, dass er sich davongemacht hat, allem Anschein nach überstürzt und hektisch. Ich habe ja den Eindruck, dass er vor sich selbst flieht, was natürlich sinnlos ist. Vermutlich braucht er eine Therapie. In dieser schwierigen Lage ist es gut, wenn man Freunde hat. Ab und zu hatte ich schon den Eindruck, er flöhe - ebenso sinnloserweise - vor mir. Doch ich will nur sein Bestes. Sicher gelingt es mir seinen Blickwinkel zu verändern, seine Wahrnehmung zu schärfen und ihn auf eine höhere Ebene des Bewusstseins zu befördern.

Wie ich erfuhr (Gut, wenn man in der ganzen Welt Freunde hat!), lebt er zur Zeit sehr zurückgezogen unter dem fast lächerlichen Pseudonym Juan José Sola Morales in Montevideo. Ach, er fühlt sich sicher sehr einsam dort, so weit weg von der Heimat und Freunden. Er kennt dort doch (im Gegensatz zu mir) gar niemanden. Darum habe ich mir fest vorgenommen, ihn in Kürze einmal zu besuchen. Damit er sich nicht erschrickt, werde ich ihm vor Ort eine Karte schreiben. Ich bin schon auf sein Gesicht gespannt, wenn er meine Zeilen liest. Die Vorfreude wird unbeschreiblich sein. Und dann werde ich ihm helfen, ihn von seinen falschen Vorstellungen befreien, ihm seine paranoiden Ideen ausreden. Ich habe da so meine ganz eigenen Methoden. Ganz bestimmt kann ich ihn heilen. Endgültig. Für immer. Das wird sein Leben nachhaltig und von Grund auf verändern. Oh, ich freue mich schon so. Und mir selbst hilft es bestimmt auch über meine momentan so gravierenden Probleme mit meinem Psychiater hinweg. Was bin ich froh, wenn ich dem Typen mit seinem doofen "Klinik"-Gequatsche jetzt einmal für geraume Zeit nicht ertragen muss. Montevideo, ich komme!



© drago 2014 

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