Seriously mad but quite normal: Alpine Tragödien

26. Mai 2015

Alpine Tragödien


Ich gebe es offen zu: 

Zu diesem Post hat mich ein Werk von 
Jochen Malmsheimer aus seiner Zeit bei 
"Tresenlesen" angeregt. Mein Machwerk ist  
jenem auch unmittelbar nachempfunden, 
nur der Belag und die Berge wechselten. 
Der Wortkünstler möge mir vergeben, dass ich 
es wage, den Versuch zu starten, ihn zu kopieren.  
Doch sei gesagt: Ich tue es in tiefster Ehrerbietung. 

Meister, seid mir nicht gram! 
Und zürnt nicht, dass ich's wage, 
schamlos ein Thema zu stehlen. 
Ihr seid und bleibt unerreicht! 

*  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  * 

Das Schmalzbrot 

Die Leiche an der Kampenwand 
hatte ein Schmalzbrot in der Hand, 
mit Petersil und Salz gewürzt. 
Damit ist der Mann abgestürzt. 

Er wurde in den Tod gerissen, 
und hatte nicht mal abgebissen. 
Als man den Toten schließlich fand, 
hielt er das Brot noch in der Hand. 

Ein Polizist zum Fundort kam, 
sich dort sogleich das Schmalzbrot nahm, 
und schoss mit seinem Telefon 
zuallererst ein Bild davon. 

Denn er hatt' bei den Zeitungsfritzen 
noch einen alten Kumpel sitzen. 
So kamen Wanderer und Schnitte 
auf Seite 1 (ganz oben - Mitte)

Das Bild ging in die Welt hinaus: 
Der tote Kraxler und sein Schmaus. 
Post mortem kam der Wanderer 
zu Ruhm, wie kaum ein anderer. 

Auch Unwahres tat man berichten 
(die üblichen Blabla-Geschichten)
Wie sowas kommt! - Wie sowas geht! 
Was halt so in der Zeitung steht: 

"Mit Schmalzbrot ist das Klettern schwierig!" 
Schon gilt ein Mann posthum als gierig,
liegt er mit Schmalzbrot in der Hand 
maustot am Fuß der Kampenwand. 

Um sicher durch die Wand zu steigen, 
sollte der Kraxler dazu neigen, 
sein Schmalzbrot vorher zu verspeisen; 
und erst danach wandabwärts reisen. 

Drum jedermann geraten sei: 
Halt' Dir am Berg die Hände frei! 
Denn wo der Mensch mit Schmalzbrot klettert, 
kann's sein, dass ihn ein Fall zerschmettert. 

Damit der Nörgler nun nicht klagt, 
sei frisch und frei dazugesagt: 
Es geht nicht nur um Schmalzbrotesser; 
Getränkekraxler sind nicht besser! 

Denn sowas gibt's - man glaubt es kaum - 
auch anderswo im Alpenraum: 
Die Leiche an der Watzmannwand 
hielt einen Bierkrug in der Hand. 

                
© drago 2015

2 Kommentare:

  1. Das hat was von einer Büttenrede im alpinen Karnevalland zur Fastnacht, wenn's sowas gibt.
    Hat mir gefallen.
    PS: weiß man, ob der schmalz vegan und die Petersilie fleischig war?

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  2. Das Schmalz war aus dem Hautfett einer feisten Gans herausgeschmolzen, mit allerlei Spezereien aufs Köstlichste aromatisiert. Und schon der Name "Peter" sagt, dass der Petersil ein muskulöser Kerl war.
    Büttenrede hört sich so schrecklich nach "Meenzer Fassenacht" an; damit will der Drache nichts, aber auch gar nichts, zu schaffen haben. Da wird man doch glatt für ein Scherz-Keks, einen Spaß-Gustl, gehalten.
    Also wirklich! Disgusting! Pffffff!

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